Unterstützungsorientierter Kinderschutz als kooperative Netzwerkstrategie

Unterstützungsorientierter Kinderschutz als kooperative Netzwerkstrategie.
Die wissenschaftliche Begleitung der Kontaktstelle Kinderschutz im Landgerichtsbezirk Schwerin

Spätestens seit entsprechenden Gesetzesnovellen im Rahmen der Kinderschutzreform stehen multiprofessionelle Kooperationen in Fällen von Kindeswohlgefährdungen programmatisch im Fokus politischer und fachöffentlicher Diskurse. Die Perspektive auf Kinderschutz als kooperatives Arrangement wird mit der Hoffnung verbunden, Hinweise auf mögliche Kindeswohlgefährdung durch das Zusammenwirken aller relevanten Institutionen frühzeitiger aufgreifen und somit schließlich auch die Eigenkräfte der Kinder und Familien sowie deren Befähigung zur autonomen Lebensführung fördern zu können. In diesem Zusammenhang wird die Frage nach dem Leitbild eines neuen, barrierefreien und koordinierten Kinderschutzes aufgeworfen: Gegenüber der verbreiteten Praxis einer re-aktiven, eingriffs- und kontrollorientierten Kinder- und Jugendhilfe fordern die beteiligten Professionen einen stärker dialogischen und unterstützungsorientierten Kinderschutz. 

Die Rostocker Studie setzt an diesen Befunden an. Im Mittelpunkt steht die wissenschaftliche Begleitung der Kontaktstelle Kinderschutz im Zeitraum von 2021 bis 2023 – initiiert durch den Kinderschutzbund MV, gefördert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport MV, konzeptualisiert und durchgeführt von MitarbeiterInnen am Institut für Allgemeine Pädagogik und Sozialpädagogik der Universität Rostock. Die Studie untersucht am Beispiel eines regionalen Modellvorhabens spezifische Strukturen, Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven des Kinderschutzsystems im Landesgerichtsbezirk Schwerin, nimmt dabei (neue) Möglichkeiten fallbezogener und fallunabhängiger Zusammenarbeit der verschiedenen AkteurInnen und Professionen in den Blick und geht der Frage nach erweiterten Unterstützungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten von Hilfesuchenden im Hilfeprozess nach.

Für den empirischen Zugang wurde ein qualitatives Design basierend auf leitfadengestützten Experteninterviews mit verschiedenen KinderschutzakteurInnen gewählt, die sowohl Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Kontaktstelle als auch Einsichten in die feldspezifischen Entwicklungen und Diskurse vor Ort haben. Das Erkenntnisinteresse richtete sich darauf, wie sich das Modellvorhaben in die sozialen, fachlichen und politischen Rahmenbedingungen des Kinderschutzes in der Region einpasst, welche Erwartungen mit ihm verbunden sind, welche neuen Kooperationsbeziehungen sowie Zielgruppenkonstellationen sich ergeben und was für Funktionen und Handlungsoptionen aus dem Projekt hervorgehen. Ausgangspunkt ist dabei ein sozialökologisches Verständnis für Organisationsentwicklung, wonach jede Region bestimmte Eigenrationalitäten im Sinne von lokalgeschichtlichen Problemkonturen, Träger- und Netzwerkstrukturen, Kooperationstraditionen und Qualitätsdiskursen hat, in die neue Handlungskonzepte erst „einsickern“ müssen. So enthält die Studie zwei aufeinander bezogene Schwerpunkte: 1) die Kinderschutzagenda in Schwerin und 2) die Kontaktstelle als Modellvorhaben.

Finanzierung
Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport. Mecklenburg-Vorpommern

Leitung und Koordination:
Dr. phil. Andreas Langfeld

Mitarbeit:
Anna Bahr, MA

Projektlaufzeit
01.08.2021-31.12.2023

Fachtagung
„WEGE ENTSTEHEN BEIM GEHEN“ Unterstützungsorientierter Kinderschutz als regionale Netzwerkstrategie – 6.März 2023 in Schwerin

Publikation
Langfeld, Andreas; Bahr, Anna (2025): Unterstützungsorientierter Kinderschutz als kooperative Netzwerkstrategie : Die wissenschaftliche Begleitung der Kontaktstelle Kinderschutz im Landgerichtsbezirk Schwerin. Forschungsbericht Universität Rostock. https://doi.org/10.18453/rosdok_id00004754

Kontakt
Universität Rostock
Institut für Allgemeine Pädagogik und Sozialpädagogik
Dr. Andreas Langfeld
August-Bebel-Str. 28, Raum 4014

Tel.: +49 (0) 381 498 2644
Mail: andreas.langfelduni-rostockde